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Der Vogelsbergkreis hat die Entnahme von Wasser aus Bächen und Seen verboten, bei Verstoß drohen bis zu 100 000 Euro Geldbuße. Feuerwehren müssen sich etwas einfallen lassen.

Ulrichstein Feldkrücken Löschteich (Foto: rs)

Im Nahen Osten und in Asien kennt man das: Am Oberlauf von großen Flüssen wird in einem Land Wasser abgezweigt, der weiter unten liegende Flußanrainer hat zu wenig Wasser für seine Bedürfnisse oder geht gar leer aus. Dann kommt es zu Auseinandersetzungen wegen Wasser.

Soweit wird es zwischen Ulrichstein und Mücke wohl nicht kommen, aber eine Aktion zur Rettung von Fischen im trocken gefallenen Streitbach bei Groß-Eichen in der Vorwoche wird in Mücke mittlerweile aus einem neuen Blickwinkel gesehen: Denn am Oberlauf hat die Feuerwehr Feldkrücken einen Zulauf aus dem Streitbach in den Löschteich gebaut, zweigt in etwa die Hälfte des nur dünnen Rinnsales auf rund 550 Meter über dem Meeresspiegel ab.

Der Löschteich ist undicht, Dichtungsmaßnahmen haben nach Angaben von Bürgermeister Edwin Schneider bislang nicht gegriffen. Unterdessen gleicht das Bett des Streitbaches in Groß-Eichen einem Bahndamm: trockener Schotter soweit man schauen kann. Mückes Bürgermeister Andreas Sommer äußerte in der Gemeindevertretersitzung Unverständnis zu der Maßnahme am Oberlauf, Ulrichsteins Stadtoberhaupt sieht indes einen Vorrang für den Brandschutz.

Traktor und Güllefass als Löschgerät

Das sehen die Ulrichsteiner Brandschützer natürlich auch so, und haben umfassend vorgesorgt, um nicht nur auf Löschteiche angewiesen zu sein. Besonders einfallsreich war dabei Karsten Tümmler, der Gerätewart der Kernstadt-Feuerwehr. Der Lohnunternehmer für landwirtschaftliche Maschinen hält nicht nur ein 19 000 Liter fassendes Güllefass als Löschwasserreserve rund um die Uhr bereit. Er hat sich als Tüftler auch Gedanken gemacht, wie man Güllefass und Traktor gleich als Löschgerät einsetzen kann. So kann er die bei der Ackerberieselung mit Gülle beidseits ausgeschwenkten Sprüharme mit einer Arbeitsbreite von 21 Metern einzeln ausfahren und auf diese Weise bei einem Böschungsbrand an dem Feuer entlang fahren und löschen. Bei einem tiefer gehenden Flächenbrand kann er mit der enormen Pumpkraft von bis zu acht Bar etwa 50 Meter weit spritzen. Bei einer Pumpleistung von rund 4000 Liter in der Minute kann er auf diese Weise rund fünf Minuten im Löscheinsatz sein.

Wenn das Löschwasser aus dem Güllefass für Feuerwehrfahrzeuge oder -pumpen benötigt wird, kann es in Faltbehälter gepumpt oder direkt an Feuerwehrwagen angeschlossen werden.

Dazu hat Tümmler mit seinem Sohn, einem Landwirtschaftsmaschinen-Mechaniker, einen Adapter geschweißt. Den Löschwasservorrat auf Rädern holt Tümmler vom intakten Löschwasserteich der Kernstadt, in dem 200 Kubikmeter bevorratet werden. Solche Reserven gibt es auch in Wohnfeld und in Ober-Seibertenrod, zur Not könnte auch das Badebiotop Ulrichstein mit etwa 1400 Kubikmetern genutzt werden.

Nach Angaben von Stadtbrandinspektor Andreas Hädicke stehen bei mehreren Landwirten rund 80 000 Liter an Löschwasserreserve in Güllefässern (ab 6000 Liter, ein Tanklöschfahrzeug führt zwischen 4000 und 5000 Liter mit) bereit, was Hädicke als sehr lobenswert einordnet. Zudem verfügt die Feuerwehr über ein Zisternenkataster für alle Stadtteile. Wie wichtig dieses Löschwasser auf Rädern ist, hatte sich erst vor einigen Tagen gezeigt, als bei Kölzenhain Heu auf einem Ladewagen brannte.