Feuerwehr bedeutet Ehrenamt mit hohem professionellen Anspruch. Das gilt auch für das Material. Deshalb werden Gerätehäuser regelmäßig darauf überprüft, ob die Standards eingehalten werden. In Ulrichstein befasst man sich deshalb mit neuen Lampen, Pressluft-Prüfgerät und feuchten Mauern.
Wenn es brennt oder kracht, sind sie da, die freiwilligen Helfer der Feuerwehren. Bis in kleine Dörfer reicht das Netz dieser Selbsthilfegruppen gegen Flammen und Hochwasser sowie für technische Hilfe. Dafür brauchen die Aktiven ihre Einsatzfahrzeuge mit Pumpe, Motorsäge, Atemschutzgeräten und anderer Technik sowie ein Gerätehaus. Das Gebäude benötigt immer wieder Umbauten und Anpassungen an neue Vorschriften, wie sich beim jüngsten Check in Ulrichstein zeigte.
Mit dem Prüfbericht der Aufsicht in der Hand berieten nun Stadtbrandinspektor Andreas Hädicke und sein Vize Joachim Erbes mit Bürgermeister Edwin Schneider und den Wehrführern, was Not tut. Viele kleine und größere Mängel sind da aufgeführt, „doch wir können nur das Notwendige für den Brandschutz tun, alles andere ist Wunschdenken“, sagt Schneider.
Da geht es um getrennte Umkleideräume, Toiletten und Duschen für männliche und weibliche Aktive, Splitterschutz für Lampen, genug Platz rund um die Einsatzfahrzeuge und Abstände wegen der Corona-Auflagen. So richtig auf dem aktuellen Stand ist man nur im Stützpunkt der Kernstadt, wenn auch mit Einschränkungen, und im neuen Gerätehaus Bobenhausen.
Bei der Stützpunktwehr wird ein zweiter Ausstieg aus der Wartungsgrube gefordert, wie Hädicke erläutert. Er verweist auf eine größere Anschaffung in Ulrichstein. 30 000 Euro investiert die Kommune in ein Prüfgerät der Atmenschutzgerätewerkstatt. Benötigt wird noch eine Absauganlage, fügt Hädicke an.
Um kleinere Beträge geht es im Gerätehaus Wohnfeld. So sollen die unverkleideten Leuchtstoffröhren geschützt werden, David Lang schlägt die Umrüstung auf LED-Leisten vor. Der stellvertretende Wehrführer verweist auf eine andere Forderung aus dem Prüfbericht, „es fehlt eine Be- und Entlüftung für die Umkleide“. Eventuell kann man da mit Lüftungsschlitzen Abhilfe schaffen.
Oft zu wenig Platz
Umkleideräume sind auch in anderen Gerätehäusern ein Problem. Eigentlich bräuchte man eine Trennung der Umkleideräume für Frauen und Männer sowie für die oft verrauchte Einsatzkleidung und die saubere Alltagskleidung, unter den Feuerwehrleuten „Schwarz-Weiß-Bereiche“ genannt. Die alten Gerätehäuser bieten schlicht nicht genug Platz.
Das zeigt sich auch in Kölzenhain, wo Wehrführer Jörg Jost ein Gerätehaus vorstellt, in dem die Umkleide in die Fahrzeughalle übergeht. Gefordert ist da eine Trennwand zwischen Fahrzeug und Garderobe. Jost findet die aktuelle Lage erträglich, bei Backhausfesten steht in dem einen Hallenteil die Verkaufstheke, in der anderen werden die Kuchenbleche gelagert. Die Feuerwehr mit 18 Einsatzkräften steht für Brandschutz und die beliebten Dorffeste. „Wir wollen das zweite Rolltor behalten“, sagt Jost. Wenn nötig, könnte man eine herausnehmbare Wand zwischen Umkleide und Halle installieren.
In Kölzenhain ist der Zugang zur Umkleide durch das Gemeinschaftshaus möglich, damit hält man einen weiteren Punkt der Checkliste ein. Denn der Zugang zur Umkleide muss separat erfolgen und nicht durch die Fahrzeughalle.
Nasse Wände
Ein anderes Thema treibt Matthias Stehr und Sebastian Rühl in Feldkrücken um. Das Gerätehaus ist in einen nassen Hang gebaut, wie der Wehrführer und sein Vize erläutern. „Die Wände sind nicht gegen die Feuchtigkeit isoliert“, zeigt Stehr. Im Schulungsraum behilft man sich mit einem Trocknungsgerät, dessen Sammelbehälter jeden zweiten Tag geleert wird. „Das Problem ist die Einsatzkleidung, sie riecht muffig und das bekommt man nicht mehr heraus“, sagt Stehr.
In Feldkrücken umfasst die Einsatzabteilung 15 Aktive. Sie müssen vor einer Einsatzfahrt die Ladung genau prüfen, damit die zulässige Last nicht überschritten wird. „Der Verein hat einen Stromerzeuger angeschafft, dadurch hat das Fahrzeug ein Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen“, da gibt es Probleme mit dem üblichen Führerschein, sagt Hädicke.
Bobenhausen ist neu
Wie ein optimales Gerätehaus aussieht, kann man in Bobenhausen erleben. Dort stellte Wehrführer Oliver Becker das komplett umgebaute Gebäude vor. Mit 4500 Stunden Eigenleistung wurde bis 2018 die Fahrzeughalle deutlich erweitert, die Kosten blieben mit 230 000 Euro im Rahmen. Nun hat man Platz für zwei Fahrzeuge, kann um die Wagen herumlaufen, und der Boden ist rutschfest ausgelegt.
Die Prüfer hatten im vergangenen Jahr bemängelt, dass ein Teil der Hoffläche geschottert war, was Stolpergefahr bedeutet. In diesem Jahr hat die Stadt den Hof asphaltieren lassen. „Im Zuge des Breitbandausbaus war eine Baufirma im Ort tätig, deshalb war das schnell erledigt und deutlich günstiger als vorher kalkuliert“, freut sich Bürgermeister Schneider.
In Bobenhausen stellt sich auch nicht das aktuelle Problem in älteren Gerätehäusern. Bislang hat für die Elektrik ein Prüfprotokoll ausgereicht, wie Joachim Erbes sagt. „Nun wird eine extra Dokumentation gefordert, die noch mal richtig Geld kostet.“