• Beitrags-Autor:
  • Lesedauer:7 min Lesezeit

Der Lauterbacher Anzeiger berichtete heute über die Nachwuchsarbeit in den Schützenvereinen: Es ist Samstagmorgen, 7.30 Uhr. Leonie Kimpel, Sophia Eiffert Sarah Möller und Antonia Sophie Ziegler verfolgen, wie Hartmut Kimpel, der Vorsitzende des Schützenvereins Lanzenhain, die Sporttaschen in seinem Kombi verstaut. Jetzt noch die Koffer mit den Luftgewehren einladen Jeder Winkel im Laderaum ist gefüllt. Dann wird noch ein Handy-Bild geschossen, damit bei der Rückfahrt wieder alles in das Fahrzeug passt. Dann geht es los Richtung Frankfurt.

Während die Alterskameraden fast noch alle im Bett liegen, steht für die vier Nachwuchsschützen des SV Lanzenhain erneut ein Kader-Lehrgang auf dem Programm. Für Sarah, Leoni, Sophia und Antonia gilt, was der Präsident des hessischen Schützenverbandes, Hans-Heinrich von Schönfels, beim Kreisschützentag in Wallenrod im Rahmen der Strukturreform angekündigt hat: Auf der einen Seite soll damit auch eine Stärkung der sportlichen Leistung einhergehen, aber auch für eine breite Masse der Spaß am sportlichen Vergleich erhalten bleiben.

Doch dies ist nur eine Seite der Medaille der angedachten Reform, die andere ist die geringer werdenden Mitgliederzahlen, hier besonders im Nachwuchsbereich. Die Mitgliederzahl im Hessischen Schützenverband hat sich vom 1. Januar 2009 von 108.959 auf 97.716 zum 1. Januar 2016 reduziert. Davon sind allein 88.564 Erwachsene, während es von den Junioren bis zu den Schülern nur noch 9.152 sind. Deshalb machen sich in vielen Vereinen die Verantwortlichen ihre Gedanken, wie sie Menschen für den Schießsport begeistern können.

In Feldkrücken ist es vielleicht das Essen, das es im Training gibt, das wirkt. Dort hat der Verein aus der Not eine Tugend gemacht, denn der Schießstand ist klein und reicht nicht für die rund 20 Nachwuchsathleten aus. Und da wird „die Wartezeit mit Essen überbrückt, das von den Eltern wechselweise zubereitet wird“, so Timo Kaiser. „In den vergangenen drei Jahren hat sich etwas entwickelt“, so der Betreuer im Hinblick auf das Ansteigen der interessierten Jugendlichen in der Größenordnung von 13 Personen. Diese seien teilweise offensiv angesprochen worden, andere wiederum seien durch Mundpropaganda auf das Angebot aufmerksam geworden. Alle sind gespannt, was die Küche jedes Mal bietet.

Getreu dem Motto „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, gehört das Training dazu. Ein Beispiel ist Marie Faust (Foto), die schon einmal mit dem Schießsport begonnen hatte. Keine Zehner, sondern eher Fahrkarten waren das Ergebnis ihrer ersten sportlichen Bemühungen. Sie hörte auf, begann wieder von neuem und kontinuierlich ging dann die Ringzahl nach oben. Bei ihrem ersten Einsatz in der ersten Seniorenmannschaft bezwang sie ihren Gegner nicht nur im direkten Vergleich, sondern erzielte mit 378 Ringen gleich ihr bis dato bestes Ergebnis. Inzwischen stehen 384 Ringe für die 15-Jährige zu Buche und ihre Leistungssteigerung liegt vielleicht auch darin begründet, dass sie sich sowohl bei den Wettkämpfen als auch im Training mit ihrem Mannschaftskameraden Lukas Stock (Foto) fast schon richtige Duelle liefert. „Da stehen dann zwei mit rotem Kopf im Training“, freut sich Timo Kaiser nicht ganz uneigennützig.

In der Nachbarschaft ist es Hans Ehler, der sich beim Schützenverein Rebgeshain um den Nachwuchs kümmert. Aktuell gibt es dort 20 Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren, für das Training der Acht- bis Elfjährigen wurden extra zwei Lichtgewehre angeschafft. „Sie sind mit Begeisterung dabei“, freut sich der Betreuer, der vom Vorsitzenden Hendrik Ziegenhain unterstützt wird. Die Teilnahme an den Ferienspielen von Ulrichstein hat 2014 einen Aufschwung gebracht, so der Vorsitzende und auch 2015 ist eine handvoll Kinder nach den Ferienspielen zu den Schützen gekommen. Es spricht sich langsam herum, dass Schießsport viel Spaß machen kann.

Beim Schützenverein Herbstein kümmert sich Luisa Böttinger seit drei Jahren um den Nachwuchs mit zwölf Aktiven. Seit drei Jahren ist die Zahl steigend, auch in Herbstein haben sich die Ferienspiele positiv ausgewirkt. Die Arbeit mit dem Nachwuchs macht der jungen Dame viel Spaß und sie will „noch Einiges ausprobieren, damit sich noch mehr junge Menschen für den Schießsport interessieren“. Kürzlich konnte sogar mit zwei Mannschaften am „Shooty-Cup“ teilgenommen werden.

Robert Leister vom Schützenverein Crainfeld sieht es als wichtig an, dass „den Nachwuchs-Athleten ein entsprechender Ansprechpartner zur Seite steht“, was er seit rund einem Jahr ist. Das hätten die aktuell zehn Schüler und drei Jugendlichen gleich gemerkt. Damit sei auch eine Leistungssteigerung verbunden gewesen. In Crainfeld wird keine direkte Werbung gemacht, aber das Sportangebot wird weitergetragen.

„Für einen Verein wie Wernges mit rund 70 Mitgliedern bedeuten elf Schüler und Junioren eine gute Zahl“, findet Thomas Bernges, der mit seinem Bruder Oliver anfangs zuständig war. Inzwischen gehört auch Hartmut Bleser zum Team. Seit 2006 sind 27 Kinder durch die „Werngeser Schießschule“ gegangen. Thomas Bernges bedauert, dass „leider nicht viele dem Verein erhalten blieben“, was aber nicht an der fehlenden Begeisterung für den Sport, sondern oftmals an der beruflichen Ausbildung liege. Mit Domenic Brandon Herbst und Vanessa Bleser konnten sich schon zwei Eigengewächse für die deutschen Meisterschaften qualifizieren.

Aktuell nimmt der Schützenverein Gunzenau mit keiner Mannschaft an Rundenwettkämpfen teil. Vorsitzender Klaus Dahmer freut sich aber, dass trotzdem sechs Kinder und Jugendliche dabei sind: „Ziel ist, diese relativ schnell in eine Mannschaft bei den Erwachsenen zu integrieren, was auch oftmals gelingt.“ Beispielsweise ist Anne Karl mit 370 Ringen als bestes Ergebnis der Beweis dafür, dass Schießsport nicht nur altersgruppenmäßig ausgeübt werden kann, sondern jung und alt gemeinsam Erfolge erringen können.

Für den 1. Mai lädt der Schützenverein Wallenrod zum Kennenlernen der Schießanlage ein, was „gleichzeitig der Mitgliederwerbung dient“, so Tanja Klaus. Zusätzlich wird noch auf Flyern für die Sportart geworben. Jeweils vier Schüler und Jugendliche sind jetzt im Nachwuchsbereich aktiv.

Wieder zurück zum Schützenverein Lanzenhain. Hier ist Gauschützenmeister Berthold Stock für den Nachwuchs zuständig. Schon seit 1972 kümmerte er sich um den Nachwuchs und nach einer längeren Pause jetzt wieder intensiver. Die Erfolge sieht man, denn Sarah Möller, Leonie Kimpel, Sophia Eifert und Antonia Sophie Ziegler sind aktuell die einzigen Nachwuchsathleten aus dem Schützenkreis Lauterbach, die Aufnahme in den hessischen Schützenkader gefunden haben. Nun hat der Verein ein Lichtgewehr gekauft, damit auch einige jüngere Mitglieder an den Sport behutsam herangeführt werden können, da es gesetztliche Vorgaben gibt, dies das Schießen mit Luftdruckwaffen erst ab dem zwölften Lebensjahr erlaubt.“